Streben nach Glück

streben nach glückMeine Lieben,

besonders zum Jahreswechsel haben sie Hochkonjunktur – Glückwünsche und Glückssymbole. Schornsteinfeger und vierblättriger Klee sollen im neuen Jahr Glück bescheren. Aber was ist Glück überhaupt? Kann der Mensch sein Glück beeinflussen? Glücksforscher sagen JA!

Um ihm auf die Spur zu kommen, muss man zunächst definieren, von welchem Glück die Rede sein soll. In der deutschen Sprache haben wir nur einen Begriff für Glücksgefühle. Für jenes, das uns schicksalhaft widerfährt. Etwa indem wir von einem Unglück ohne eigenes Zutun verschont bleiben – das sogenannte Glück im Unglück – oder das Glück, das uns einen Lottogewinn beschert. Glück haben ist Zufall und nicht von uns beeinflussbar. „Good luck“ wünscht man sich im englischsprachigen Raum, wenn es das Schicksal gut meinen soll. Anders verhält es sich mit dem Glücksempfinden, dem Glücksgefühl und dem Glücklichsein.

Der flüchtige Augenblick

Danach gefragt, ob sie glücklich sind, beschreiben die meisten Menschen flüchtige Situationen, in denen sie sich für kurze Zeit glücklich gefühlt haben. Harmonische, liebevolle Situationen in der Partnerschaft, ein köstliches Essen, vertrauensvolle Gespräche mit Freunden, der Augenblick des Erfolgs nach einer großen Anstrengung – es sind die kleinen, vergänglichen Glücksmomente (engl. pleasure), die die meisten Menschen mit Glück assoziieren. Entscheidend sind dabei nicht die objektiven Tatsachen, sondern das subjektive Erleben der betreffenden Person in einer Situation. Glücksempfinden ist also etwas ganz Persönliches. Es festzuhalten und dauerhaft zu binden gilt zwar als erstrebenswert, aber nahezu unerreichbar. Und doch gibt es Menschen, die alles in allem in ihrem Leben zufrieden (engl. happiness), ja glücklich sind. Was unterscheidet sie von den vielen anderen?

Glücksforschung – echte Wissenschaft

Mit solchen Fragen beschäftigen sich nicht nur die Autoren unzähliger Ratgeber. Auch die noch recht junge, aber durchaus ernsthafte wissenschaftliche Glücksforschung spürt dem Phänomen nach. Sie verwendet statt des Glücksbegriffs allerdings lieber die Bezeichnung „subjektives Wohlbefinden“. An der Forschung beteiligt sind Psychologen, Neurologen, Soziologen und interessanter Weise auch Ökonomen. Macht Geld also doch glücklich? Wenn überhaupt, dann nur bedingt, behauptet Volkswirtschaftler und Glücksforscher Prof. Dr. Karlheinz Ruckriegel. Er verweist auf Erkenntnisse aus weltweiten Befragungen zur Lebenszufriedenheit. Daraus geht hervor, dass, obwohl in den westlichen Industrieländern die Einkommen in den letzten 50 Jahren rasant gestiegen sind, die durchschnittliche Zufriedenheit in diesen Ländern kaum zugenommen hat. Zwar benötigen die Menschen ein gewisses Einkommen zur Sicherung ihrer Grundbedürfnisse, aber – so zeigen es Untersuchungen – die Anhäufung materieller Werte führt nicht zu einer dauerhaft höheren Zufriedenheit. Es beginnt ein Teufelskreis von Gier nach mehr, rascher Gewöhnung, gefolgt von Überdruss, in immer kürzeren Abständen. Wer nur darauf aus ist mitzuhalten oder stets mehr und Besseres zu haben als Verwandte, Freunde und Nachbarn, erreicht das Gegenteil von Glück. „Rattenrennen“ nennt der amerikanische Ökonom Richard Easterlin den Wettkampf um den sozialen Status. Sich von sozialen Vergleichen zu lösen und stattdessen herauszufinden, was einem wirklich wichtig ist, und diese eigenen (realistischen) Ziele zu verfolgen – das ist einer von sechs Punkten, die Glücksforscher Ruckriegel als wesentlich für eine gewisse Lebenszufriedenheit ausgemacht hat.

Wichtige Glücksfaktoren

Eine unverzichtbare Grundvoraussetzung für ein „glückliches Leben“ ist übrigens Gesundheit. Aktuelle Studien zeigen: 80% der Deutschen bewerten Gesundheit als das höchste Gut zum Glück. Damit liegt sie als Glücksfaktor absolut an der Spitze. Das geht unter anderem aus dem Werte-Index 2014 hervor, der vom TNS Infratest und der Agentur Trendbüro erhoben und im November 2013 in Berlin vorgestellt wurde. Danach gilt den Befragten „Gesundheit als Grundlage für gelebte Freiheit, Autonomie und Eigenverantwortung“. Bei der Auswertung 2012 stand Freiheit noch an erster Stelle. Die Gesundheit hat sie damit als wichtigster Wert überholt. Als weitere Glücksfaktoren nennt Ruckriegel: soziale Beziehungen, Engagement im Beruf oder Ehrenamt, persönliche Freiheit, eine positive innere Haltung und eine finanzielle Situation, die die Grundbedürfnisse abdeckt.

 

Ihr Lieben,

vielleicht gelingt uns 2014 so mehr Lebenszufriedenheit: zu haben, was man will – zu wollen, was man hat.

Alles Liebe Kerstin

 

Übrigens: Seinen Ruf als Glücksbringer verdiente sich der Schornsteinfeger durch seine Arbeit. Ein gereinigter Kamin verhinderte früher Ruß in der Küche und manchen Hausbrand.

 

 

 

Quelle: www .barmer-gek-magazin.de