Verhören macht Spass

hörenIhr Lieben,

wer kennt das nicht. Man hört ein Lied im Radio und versteht nur Quatsch. Da ist es egal, ob in Englisch oder Deutsch gesungen. Die Autoren Axel Hacke und Michael Sowa habe in ihrer Buchserie „Der weisse Neger Wumbaba“ liebevoll Verhörer zusammengetragen. Mittlerweile sind daraus schon 3 kleine, aber feine Bücher geworden.

Einen Auszug möchte ich heute hier zum Besten geben.

Viel Spass – Kerstin

Das unerschöpfliche Verhörpotential der Fremdsprachen:

Habe ich schon erzählt, dass Jimi Hendrix einen Verhörer in seine Bühnenshow eingearbeitet hat? In Purple Haze gibt es die Songzeile „´scuse me while I kiss the sky“, die oft verstanden wurde als „´scuse me while I kiss this guy“. Als Hendrix das mitbekommen hatte, ging er dazu über, nach diesen Worten auf der Bühne einen jungen Mann zu küssen.

Der Amerikaner  Gavin Edwards hat nach diesem Verhörer seinerseits zunächst ein Buch, dann eine Internet-Seite benannt. Edwards ist der eifrigste Mondegreen-Sammler in den USA. Er widmete das Buch seinen Eltern, „die mich nie zum Arzt schickten, um einen Hörtest zu machen“.

Hier die drei besten aus den Unmengen der von ihm gesammelten Verhörer.

She´s got a ticket to ride in dem brühmten Beatles-Song wurde verstanden als: “She´s got a chicken to ride”.

Von P.M. Dawn kann man hören: “I look at you with patient eyes”. Bei Chirurgen und OP-Schwestern beliebt ist aber die Variante: „I look at you and the patient dies“.

Eine Art deutscher Gavin Edwards war übrigens vor vielen Jahren Fred Rauch, Redakteur beim Bayrischen Rundfunk und selbst Autor von Schlagertexten. Rauch veröffentlichte einige zu ihrer Zeit ziemlich populäre Bücher. Beim nächsten Gongschlag ist es sechs Mark dreißig hieß eines. Darin waren ganze Kapitel den Zuschriften gewidmet, mit denen sich Funk-Hörer an das Wunschkonzert des Bayrischen Rundfunks wandten und um so herrliche Dinge baten wie die „Wohnzimmerarie der Lucia“ (gemeint: die Wahnsinnsarie aus Donizettis Lucia di Lammermoor) oder „ eine Melodie mit dem Titel Roman C von Zwenzi“,  wenn sie die Romanze von Swenson wünschten. Aber das nur nebenbei.

Hier ein paar Exempel aus den Zuschriften an mich.

Bob Marley sang I shot the Sheriff. Herr D. aus Berlin aber gehört als Musiker einer Rock-Cover-Band an, deren Angehörige immer wieder diesen Song vortrugen, jedoch dabei „Eichhörnchen-Sheriff“ sangen. „Außer uns und ein paar eingeweihten Freunden hat die s nie  jemand bemerkt.“

Der Ehemann von Frau H. aus Berlin erfuhr erst nach vierzig Jahren, das berühmte Lied von den Moody Blues heiße gar nicht „Knights in white Satin“ (Ritter in weißem Satin), sondern Nights in white Satin.

Sehr schön auch diese Mitteilung von Leser F. aus Mainz: Er habe vor vier Jahren einen Besucher aus England gehabt, der gut Deutsch sprach. Sie fuhren zusammen Auto, als aus dem Radio plötzlich ein Lied ertönte, über das sich der Gast sehr empörte. Wie es möglich sei, dass in einem Land mit dieser Vergangenheit Schlager gespielt würden, bei denen immer wieder „Ru-Dolf-Hess!“ skandiert werde. Feierte man denn hier nun schon wieder alte Nazis? Rudolf Hess, des Führers Stellvertreter? Es gelang, die Sache aufzuklären: Es handelte sich um die Zeile Un, dos, tres, den gestampften Refrain aus dem Sommerhit Un, dos, tres Maria von Ricky Martin.

Zum Schluss eine Geschichte, die Leserin R. aus der Zeitschrift Oldtimer Markt kopierte und mir schickte. Darin berichtet Herr M. aus Gernsbach, wie seine Eltern 1961 mit ihm im VW-Käfer nach Italien fuhren. Die Eltern seien biedere, bodenständige Menschen gewesen, zum ersten Mal seien sie italienwärts gereist. An der Grenze habe der Vaterordnungsgemäß die Papiere vorgezeigt, der Carabiniere habe freundlich „Avanti“ gesagt und gewinkt. Die Eltern aber seien von einer Sekunde auf die andere in Panik verfallen, aus dem Auto gestürzt und hätten sich mit den Händen nach oben an die Wand gestellt. Sie hatten nämlich, des Italienischen nicht mächtig, das „Avanti“ verstanden als „An d´Wand hi!“

Sagte ich „Schluss“? Ach nö.

Aus Friedberg schrieb Frau B., sie habe mit ihrer Familie vor Jahren ein Lokal am Gardasee aufgesucht, das ihnen wegen seiner großen und ausgefallenen Vorspeisenauswahl empfohlen worden war. Ihr Mann und sie selbst bestellten also die Vorspeisen, für die Kinder aber doch lieber Nudelgerichte. Dann erschien der Kellner mit zwei Tellern am Tisch und meldete auf  italienisch: „Antipasti“. Und noch ehe die Eltern reagieren konnten, reckten die Kinder die Arme und griffen zu, hoch erfreut, in einem fremden Lokal sogar mit Namen angesprochen zu werden. Sie hießen nämlich Andi und Basti.

 

 

Quelle: gekürzter Text aus „Der weisse Neger Wumbaba von Axel Hacke und Michael Sowa“