Wer weiß, was das Universum vor hat

universumMeine Lieben,

vor einer Woche erinnerte mich Facebook an einen Artikel, den ich vor 3 Jahren veröffentlich habe. Was würden ich bloß ohne FB machen 😉

Aber er kam genau zum richtigen Zeitpunkt, gedanklich war ich darauf eingestellt. Es geht um die verschlungenen Pfade des Lebens.

Jetzt, 3 Jahre später stelle ich mir die Frage so: Wer weiß, was das Universum mit einem vor hat?

Bei dieser Frage kommt die Antwort nicht gleich und sofort. Sie braucht Zeit, Geduld und eine bewusste Lebenseinstellung.

Erst im Laufe der Zeit fügt sich jede Begegnung, jedes Erlebnis, jede Erfahrung wie ein großes Puzzle zusammen. Das Bild wächst allmählich zusammen, kleine Bilder fügen sich aneinander und lassen ein Großes entstehen… Step by Step

Meine Neugier ist geweckt. Was das Universum mit mir vor hat weiß ich nicht, aber ich freue mich auf jedes kleine Bild welches entsteht…

Mir fällt gerade ein, dass die kuschelige Jahreszeit genau richtig ist um alle „Sammelbilder“ mal aneinander zu legen. Lass dich überraschen, wie groß dein Puzzle-Bild schon ist.

Viel Spaß mit deinem Bilderalbum  –  Alles Liebe Kerstin

 

Der Artikel ist immer noch aktuell, also hole ich ihn heute nach 3 Jahren nochmal hoch:

Die verschlungenen Pfade des Lebens

Meine Lieben,

das Leben erzählt die besten Geschichten. Paulo Coelho schreibt in seiner Kolumne davon.

Paulo Coelho (65) ist einer der meistgelesenen Autoren der Welt. Seine Bücher werden in 73 Sprachen übersetzt und in 160 Ländern verkauft.

So, jetzt geht´s los. Hier ist seine Kolumne:

Die verschlungenen Pfade des Lebens

Almir Ghiaronni, ein eifriger Leser dieser Kolumne, hat mir eine interessante Geschichte geschickt, allerdings mit dem Vorbehalt, den Autor nicht zu kennen. „Der Glöckner“, so ihr Titel, erinnerte mich an viele Begebenheiten in meinem Leben, die ich zuerst als Niederlagen empfunden hatte, die sich jedoch im Laufe der Jahre als wahrer Segen erwiesen. Hier ein konkretes Beispiel: Als mein Roman „Der Alchimist“ großen Verlagsgruppen in Frankreich angeboten wurden, interessierte sich niemand für das Buch. Ein kleiner, neu gegründeter Verlag dagegen ging das Wagnis ein, einen unbekannten brasilianischen Autor unter Vertrag zu nehmen, und verwandte all seine Kräfte darauf, das Buch optimal auf dem Markt zu platzieren. In der Folge wurde das Buch zu einem der meistverkauften Bücher Frankreichs und brach sämtliche Rekorde an Verweildauer auf den Bestsellerlisten.

Heute, da ich den internationalen Markt besser kenne, bin ich sicher, meine Chancen wären fast gleich null gewesen, hätte ich das Buch bei einer der großen Verlagsgruppen herausgebracht, da ich dann mit anderen großen, bekannten Autoren in den Katalogen hätte konkurrieren müssen. So aber wurde ich von einer enthusiastischen Verlegerin publiziert, die am Anfang ihrer Karriere stand (Anne Carrière, die später ein Buch über unseren gemeinsamen Weg geschrieben hat). Das genau machte den Unterschied aus.

Und um etwas Vergleichbares geht es in der von Amir eingesandten Geschichte: In der Kirche eines kleinen Ortes im Landesinneren Brasiliens arbeitete ein einfacher, ungebildeter Mann, dessen Aufgabe darin bestand, zu den vom Pfarrer vorgegebenen Zeiten die Glocken zu läuten. Doch die Gesetze wurden geändert: Der für die Region zuständige Bischof befand, dass alle ihm unterstellten Gemeindeangestellten mindestens die Grundschule besucht haben mussten. Er glaubte, so die Menschen zum Schulbesuch bewegen zu können. Doch für den Glöckner, der Analphabet und schon zu alt war, um noch einmal die Schulbank zu drücken, bedeutete dies das Ende seiner Arbeit.

Er erhielt eine kleine Entschädigung, die üblichen Dankesworte. Als er nach seiner Verabschiedung eine Zigarette rauchen wollte, stellte er fest, dass seine Packung leer war. Seine bei der Zeremonie anwesenden Freunde, bei denen er schnorren wollte, hatten auch keine. Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich in die nahegelegene kleine Stadt zu begeben, um Tabak zu kaufen. „Du hast jetzt viel Zeit“, sagte einer der Freunde. „Du könntest für uns alle Zigaretten kaufen, und wir zahlen dir eine kleine Kommission.“

Der ehemalige Glöckner begab sich nun regelmäßig in die Stadt, um Tabak zu kaufen. Dabei stellte er bald fest, dass auch viele andere Dinge in seinem kleinen Ort fehlten. Also brachte er auch Feuerzeuge und Zeitungen mit. Schließlich nahmen die Bestellungen derart Überhand, dass er einen kleinen Laden aufmachte. Da er ein guter Mann war, dem daran gelegen war, seine Kunden zufriedenzustellen, blühte und gedieh der Laden. Er weitete sein Geschäft aus und wurde am Ende zu einem der angesehensten Unternehmer der Region.

Aber es ging viel Geld durch seine Hände, und eines Tages war es unumgänglich, ein Bankkonto zu eröffnen. Der Geschäftsführer der Bank empfing ihn mit offenen Armen. Der alte Mann übergab ihm einen Beutel mit großen Banknoten, das Antragsformular wurde ausgefüllt und dann bat man ihn, zu unterzeichnen.

„Tut mir leid“, sagte er. „Ich kann nicht schreiben“. Der Geschäftsführer war verblüfft. „Das heißt, Sie haben all das geschafft, obwohl sie Analphabet sind?“ „Ich habe es geschafft, weil ich mich bemüht und eingesetzt habe“. „Meinen Glückwunsch! Und all das, ohne eine Schule besucht zu haben. Stellen Sie sich einmal vor, was aus Ihrem Leben geworden wäre, wenn sie in die Schule gegangen wären!“

Der Alte lächelte. „Das kann ich mir sehr wohl vorstellen. Wäre ich zur Schule gegangen, würde ich noch immer die Glocken der Kirche in meinem kleinen Dorf läuten.“

 

Alles Liebe Kerstin

 

Quelle: Happinez 1/ 13